Elfi Singer
News für August 2023
2022 war ein blitzarmes Jahr
Lediglich rund 240.000 sogenannte Wolke-Erde-Blitze wurden 2022 deutschlandweit registriert,
das ist der niedrigste Wert, seitdem 1999 mit der Erfassung begonnen wurde. Im Schnitt werden
pro Jahr circa 670.000 Blitze gezählt. In der Folge gingen die Blitzschäden an Hausrat und
Wohngebäuden ebenfalls zurück, wenn auch deutlich weniger stark: Für 160.000 Schadensfälle
(Blitz und Überspannung) leisteten die Versicherer im vergangenen Jahr 170 Millionen Euro. Ein
Jahr zuvor waren es 50.000 Fälle und 40 Millionen Euro mehr. Daran lässt sich ablesen, dass die
durchschnittliche Schadenssumme gestiegen ist – 990 Euro betrug sie 2021, im letzten Jahr
dann 1.070 Euro.
„Der hohe Schadendurchschnitt ist auf technisch immer besser ausgestattete Gebäude und
Haushalte zurückzuführen“, erläutert Jörg Asmussen, Hauptgeschäftsführer des Versicherer-
Gesamtverbands GDV. Blitze können vielfältige Schäden verursachen, am häufigsten sind durch
Überspannung zerstörte Geräte wie Computer oder auch Heizungsanlagen und beschädigte
Dachflächen. Eine Hausrat- und Wohngebäudeversicherung deckt solche Schäden ab.
Schon in den digitalen Rentenbescheid geschaut?
Viele Menschen können nicht beziffern, mit welchen Alterseinkünften sie zu rechnen haben.
Wer sorgenfrei dem Ruhestand entgegengehen möchte, sollte diese wichtigen Zahlen allerdings
kennen. Seit einigen Wochen sind sie einfacher verfügbar, nämlich online.
Die „digitale Rentenübersicht“, von der Bundesregierung per Gesetz eingeführt, listet
tagesaktuell alle Ansprüche aus allen Schichten auf. Auf dieser Basis lässt sich die Vorsorge
solide planen und im Blick behalten, ohne dass man zunächst alle entsprechenden Papierbelege
hervorkramen muss – von gesetzlichem Rentenbescheid gegebenenfalls über eine betriebliche
Altersversorgung bis hin zu privaten Rentenpolicen.
Haken an der Sache: Zugang erhält man nur mit elektronischem Personalausweis (eID), über den
Umfragen zufolge nicht einmal jeder zehnte Deutsche verfügt. Immerhin gibt es mit dem
Online-Rentenüberblick nun einen guten Grund mehr, die Digitalfunktion des Ausweises bei der
nächsten Erneuerung freischalten zu lassen. Die herkömmlichen Bescheide kommen übrigens
einstweilen weiterhin auch per Post.
Pflegeheimplätze werden zunehmend unbezahlbar
2.133 Euro Eigenbeteiligung pro Monat mussten Pflegebedürftige Anfang 2022 durchschnittlich
für einen Heimplatz aufbringen. Schon das stellt für Normalbürger angesichts einer
durchschnittlichen (gesetzlichen) Rentenhöhe von weniger als 1.500 Euro vor Steuern eine
enorme Belastung dar – ist jedoch noch nicht das Ende der Fahnenstange, wie aktuelle
Berechnungen des Verbands der Ersatzkassen offenlegen. Wer z
um 1. Juli dieses Jahres in
stationäre Pflege ging, muss im bundesweiten Schnitt 2.548 Euro monatlich zuzahlen.
Hauptgründe sind eine bessere Entlohnung der Pflegekräfte und die gestiegenen Kosten etwa
für Lebensmittel oder Baumaßnahmen.
Einmal mehr zeigt sich, wie wichtig private Pflegevorsorge ist. Da die gesetzliche
Pflegeversicherung nur einen Bruchteil der realen Kosten übernimmt, sollte jede und jeder mit
einer privaten Pflegepolice dieses finanzielle Risiko entschärfen. Am besten so früh wie
möglich, denn dann sind die Beiträge sehr gering; zudem steigt mit dem Alter die
Wahrscheinlichkeit von Vorerkrankungen, die einen Versicherungsabschluss erschweren oder
wesentlich verteuern können.
Kein „Anti-Bitcoin“: EU-Kommission will digitalen Euro einführen
Das alltägliche Bezahlen mit Kryptowährungen ist bis heute ein Nischenthema. In erster Linie
dürfte das auf die jederzeit möglichen Kurskapriolen von Bitcoin, Ether & Co. zurückzuführen
sein, schließlich ist es nicht sehr praktikabel, wenn der Wert des Geldes innerhalb von Minuten
deutlich zu- oder abnehmen kann.
Um die potenziellen Vorteile dieser Technologie allen Verbrauchern auf sichere Weise
zugänglich zu machen, plant die EU-Kommission die Einführung eines digitalen Euro. Er soll on-
und offline verfügbar sein und vor allem per Smartphone zum Einkaufen genutzt werden
können. Eine Verzinsung soll verboten werden, zudem sind Guthabenobergrenzen pro Person
vorgesehen, damit der digitale Euro nicht als Spekulationso
bjekt und „Anti-Bitcoin“
missverstanden wird.
Im Oktober will der EU-Rat entscheiden, ob er den Startschuss für den Digital-Euro gibt –
zunächst allerdings für eine Erprobungsphase, denn die geldpolitischen Mühlen mahlen
bekanntlich langsam. Vor 2026 dürfte die neue Kryptowährung nicht bei den Bürgern
ankommen.
„Gewaltige“ Preis- und Leistungsunterschiede in der Wohngebäudeversicherung
Eine Wohngebäudeversicherung schützt Immobilienbesitzer vor finanziellen Verlusten infolge
von Schäden durch Feuer, Blitze, Leitungswasser, Sturm oder Hagel (nicht jedoch
Starkregen/Überschwemmung, Erdbeben und Schneedruck, dafür muss ein Elementarschutz
abgeschlossen werden). Das auf Versicherungen spezialisierte Analysehaus softfair hat kürzlich
in einem aktuellen Leistungsrating 126 Wohngebäudetarife mit mehr als 260 Varianten unter
die Lupe genommen.
Im Ergebnis können die meisten Tarife überzeugen: 35 erhalten die Höchstbewertung von fünf
Eulenaugen („hervorragend“), 43 werden mit vier Eulenaugen als „sehr gut“ eingestuft. Lediglich
sechs Tarife erhalten nur ein Eulenauge („ausreichend“). Melanie Freund-Reupert, die bei
softfair den Sachversicherungsbereich leitet, warnt jedoch: „Sowohl die Preis- als auch die
Leistungsunterschiede in der Wohngebäudeversicherung sind gewaltig. Die Tarife differenzieren
sich hierbei immer mehr über Tarifbausteine, und damit wird die Beratung immer komplexer.“
Finanzaufsicht setzt auf „Mystery Shopping“
Bereits vor zwei Jahren hatte die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin)
Testkunden losgeschickt, um die Beratungsqualität in zwölf Banken zu prüfen. Nachdem die
Ergebnisse ernüchternd bis verheerend ausfielen, wurden nun erneut geschulte „Mystery
Shopper“ anonym zu Beratungsgesprächen geschickt, diesmal bei 16 Banken.
Auch bei diesen 100 Terminen wurden wieder „erhebliche Defizite“ in der Anlageberatung der
Banken festgestellt, wie Christian Bock, Leiter der Abteilung Verbraucherschutz bei der BaFin,
berichtet. Zwar fielen einige Banken auch mit „guter“ Beratungsarbeit auf, insgesamt ergebe
sich jedoch ein „gemischtes Bild“.
Vor allem bei den Pflichtinformationen hapert es. Die darauf angesprochenen Geldinstitute
haben Besserung gelobt und wollen ihre Prozesse optimieren. Ob den Worten Taten folgen, soll
zukünftig mit weiteren, ausgedehnteren anonymen Testberatungen überprüft werden. Die BaFin
steht ihrerseits unter Druck, da ihr mangelndes Engagement für den Verbraucherschutz
vorgeworfen wird.
Baden-Württemberger sind „Versicherungsmeister“ bei Elementargefahren
Die Absicherung von Gebäuden gegen die sogenannten Elementargefahren steht insbesondere
seit der Ahrtal-Flutkatastrophe im Fokus der Öffentlichkeit. Nur gut jedes zweite Wohngebäude
ist hierzulande gegen Schäden durch Starkregen, Hochwasser, Schneedruck oder Erdbeben
geschützt, wofür eine Wohngebäudepolice den Zusatzbaustein Naturgefahrenversicherung
enthalten muss.
Wie eine aktuelle Übersicht des Gesamtverbands der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV)
zeigt, gibt es bei der Policendichte gravierende regionale Unterschiede. So haben 94 Prozent
der baden-württembergischen Hausbesitzer den Ele
mentarschadens-Baustein abgeschlossen,
aber nur knapp jeder dritte in Bremen, Niedersachsen und Mecklenburg-Vorpommern. In einem
Ost-West-Gürtel von Sachsen über Sachsen-Anhalt, Thüringen und Hessen bis Nordrhein-
Westfalen rangiert die Elementarschutz-Quote bei rund 50 Prozent.
Da mit einer Zunahme extremer Naturereignisse und entsprechender Folgeschäden gerechnet
wird, hat die Idee einer Elementar-Pflichtversicherung für Hausbesitzer zuletzt an Zuspruch
gewonnen. Der Bundesrat hat einem entsprechenden Vorschlag geschlossen zugestimmt, in der
Bundesregierung indes stößt dieser nicht auf Gegenliebe.
Preisverfall bei unsanierten Häusern
Die absehbare Pflicht zur Energieeinsparung bei Häusern schlägt mit voller Wucht auf den
Markt durch: Laut einer ImmoScout24-Auswertung fielen die Kaufpreise für Objekte der
Energieeffizienzklassen C und D binnen Jahresfrist um 8 Prozent (Stand: Mai). Auch für die
Klassen A und B ist der Höhenflug zwar vorbei, doch mit einem Minus von 0,7 Prozent blieben
sie weitgehend auf ihrem hohen Niveau preisstabil. Makler berichten, der Immobilienmarkt
habe sich „komplett gedreht“.
Der alte Dreiklang der Branche – „Lage, Lage, Lage!“ – wandelt sich zunehmend zu „Klima,
Klima, Klima!“. Auch wenn das Bundesverfassungsgericht das überstürzte Reformvorhaben der
Ampelkoalition kürzlich abgebremst hat, wird ein Gebäudeheizungsgesetz in der einen oder
anderen Form kommen. Zudem wird der steigende CO2-Preis unsanierte Gebäude unattraktiver
machen. „Wir rechnen damit, dass es Immobilien mit Energieklassen schlechter als D noch
stärker treffen wird“, warnt ImmoScout24-Chefanalyst Kristian Kehlert. Der Preisunterschied
zwischen den Klassen A und G/H hat sich in Metropolen auf 35 Prozent und auf dem Land sogar
auf 50 Prozent vergrößert.